Jumper

Im März 2020 sind wir in unseren Kastenwagen "Jumpy" gezogen. 

Jetzt im Oktober 2022 - 2,5 Jahre nach Einzug und mit jetzigen Auszug aus Jumpy - wird es Zeit das Leben in und mit ihm Revue passieren zu lassen.

Wenn ich den Jumper beschreiben müsste, dann würde ich sagen es ist ein ganz normaler 6 Meter langer Kastenwagen - unser Zuhause eben. Wir haben das ganze Jahr in ihm verbracht, bei guten und schlechtem Wetter. Von Minus 18 Grad bis plus 38 Grad war alles dabei. Er war in Gesundheit wie auch in Krankheit unser Zuhause. Jetzt im September 2022 haben wir ihn verkauft. Einerseits war es eine sehr schwere Entscheidung, anderseits fühlt es sich richtig an. Irgendwann hatten wir entschieden wir wollten die Reise ohne Fahrzeug machen, deshalb auch die Reise mit dem Rad. Denn die schönsten Momente hatten wir nicht mit dem Jumper, sondern durch ihn! Er hat es uns ermöglichst viele magische Orte zu erwandern. Ihn jetzt auf unbestimmte Zeit rumstehen zu lassen, bis wir ihn irgendwann wieder brauchen würden, kam uns dumm und falsch vor. Er muss genutzt und gefahren werden! Und nur für den Fall das wir in dann irgendwann wieder nutzen würden, wollten wir ihn nicht behalten. 

In unseren 2,5 Jahren mit ihm hatten wir eine sehr intensive und schöne Zeit. Es wurde nie langweilig und das aus zweierlei Gründen. Einmal weil er als mobiles Heim für uns ein Mittel war unsere Umgebung intensiv zu erforschen. So haben wir ihn an fast jedem Wochenende als Basis genutzt um unsere Wochenendwanderungen mit Zelt zu starten. Dabei haben wir uns viele schöne Gebiete und Orte erwandert. Anderseits hat er uns mit seinen "Allüren" manchmal auch vor Herausforderungen gestellt. Am eindringlichsten ist mir der totale Heizungsausfall im Winter bei Minusgraden im Gedächtnis geblieben. Dazu gibt es auch einen eigenen Post. Wenn man aber im Kastenwagenforum mitließt, dann wissen wir: wir hatten sowas von Glück mit unserem Fahrzeug! Gegen die Probleme die dort bei den Kastenwägen anderer Leute auftreten, hatten wir keine Probleme. Von Wasserschäden über Motortotalversagen ist alles dabei. 

Aber wie sah unser Alltag im Jumper aus? Ein Alltag wo wir beide 40 Stunden Stellen hatten und die Wochenenden frei. Eigentlich wie dein Alltag zuhause auch. Wir sind morgens (Mo-Fr) aufgestanden und haben uns fertig gemacht. Torben hat morgens jeden Tag im Auto geduscht und ist dann zur Arbeit gegangen. Maria hat auf Arbeit geduscht und ist früher aus dem "Haus" gewesen. Nach der Arbeit haben wir was gekocht oder haben viele Spaziergänge gemacht. Wir haben unsere Hobbys gepflegt und die anstehende Reise vorbereitet. Freitag nach der Arbeit sind wir mit dem Auto raus in die Natur gefahren. Anfangs hatten wir uns immer unterschiedliche kleine Wanderungen für’s Wochenende vorgenommen. Irgendwann später haben wir uns dann längere Wanderwege rausgesucht und sind die Etappenweise gegangen. Je nach Jahreszeit sind wir dann oft schon ab Freitag Nachmittag mit unseren Rucksäcken im Wald verschwunden und kamen meist erst Sonntag nachmittag wieder am Auto an. So erwanderten wir uns unsere Fitness und wildzelteten im Wald. Wenn man bedenkt das wir Anfangs nach 200 Höhenmetern und wenig Gepäck aus der Puste waren und wir später locker 1000 Höhenmeter mit Gepäck bewältigen, dann sieht man wirklich wie gut einem das wandern tut. An manchen Wochenenden standen wir auf kostenlosen Stellplätzen in der Natur zum entspannen oder haben uns kleine Städtchen angeschaut. Sonntag abends sind wir dann zurück und das ganze Begann von Neuem.

Aber wo haben wir gestanden? Unsere beiden Arbeitsstellen lagen etwa 10 km auseinander. Deshalb hatten wir uns dafür entschieden entweder an Torbens oder Marias Arbeitsstelle zu stehen, damit der eine immer Zufuß zur Arbeit kann. Der andere nimmt dann die Bahn. In unserer ersten Zeit standen wir viel an Torben seiner Arbeitsstelle in einem kleinen Gewerbegebiet. In Deutschland, im Land der Regeln und Schilder, ist es auch nicht ganz so einfach dauerhaft irgendwo mit seinem Kastenwagen zu stehen. Ich rede nicht von einem Wochenende, denn über so kurze Zeiträume kann man fast überall stehen. Ich rede davon über Wochen und Monate immer am selben Platz zu stehen, mitten in der Stadt, möglichst ohne zu zahlen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das ist definitiv eine Herausforderung. Denn meist kommt irgendjemand auf die Idee dich anzusprechen, nach dem Motto: "sie dürfen hier nicht stehen" oder ruft die Polizei. Das wollten wir unbedingt vermeiden! Wenn man im Kastenwagen lebt und in der nähe arbeitet, dann ist Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wirklich das letzte was man möchte. Da haben wir uns daran gewöhnt jede Woche woanders zu stehen (auch wenn der Platz nicht so gut für uns war, wie der im Gewerbegebiet) um nicht ständig am selben Platz zu stehen. Dafür sind wir lange in der Gegen rumgelaufen um diese Ausweichplätze zu finden, wo wir nachher mehrere hatten. Die besten Plätze sind diese, wo es keine Verbotsschilder gibt und du nicht direkt im Sichtfeld von Häusern und Wohnungen stehst. Aber oft standen wir an unserem "Stammplatz" im Gewerbegebiet. Wenn wir das Auto verlassen wollten, dann immer so unauffällig wie möglich. Abends haben wir die Rollos geschlossen bevor wir das Licht eingeschaltet haben. Wir konnten an warmen Tagen zwar die Tür aufmachen, leider jedoch nicht draußen sitzen. Unsere Toilette haben wir bei den Bäumen entleert oder im Gulli, je nachdem was gerade gepasst hat.

Hier ist ein kurzer Exkurs in die Trockentrenntoieltte (TTT) sinnvoll. Diese hatten wir uns nämlich sofort nach Abholung des Kastenwagens einbauen lassen. Der Vorteil eine TTT ist das man die Feststoffe nur ganz selten wechseln muss. Das macht man dann auf dem Stellplatz oder bei grossen Mülleimern. Den Flüssigen Teil kann man bedenkenlos überall entsorgen, da es sich nur um Urin, ohne Zusätze handelt.

Im ersten Winter hatten wir ein paar mal Stromprobleme, da die Heizung diesen ebenfalls benötigt. Bei langanhaltenden Minustemperaturen zog die Heizung teilweise soviel Strom, das dieser nicht für die ganze Woche von Sonntag Abend bis Freitag nachmittag ausreichte. In diesen kalten Wochen sind wir dann manchmal an den Stellplatz bei Marias Arbeit gefahren um die Batterie aufzuladen. Irgendwann standen wir dann dort auch öfter, teilweise auch eine ganze Woche lang, obwohl es behördlich nur für 3 Tage genehmigt war. Niemand hat uns je behelligt, wir haben nie ein Ticket bekommen. Vielleicht weil wir nicht kontrolliert wurden oder weil wir immer brav die 2,50 Euro Gebühr pro Tag zahlten, wir wissen es nicht. An diesem Stellplatz konnte man auch bei schönem Wetter  einigermaßen draussen sitzen, was uns sehr gefallen hat. Wir mussten uns nicht so verstecken. Deshalb haben wir nachher öfter gewechselt zwischen den Plätzen. So ging das ganze dann etwas zwei Jahre. 

Dann sind wir von Stuttgart nach Ulm gezogen. Ich habe meine alte Stelle gekündigt und im März 2022 eine neue in Ulm begonnen. Torben blieb bei seiner Stelle und arbeitete im "Homeoffice" oder besser gesagt im "Kastenwagenoffice". Umgezogen sind wir eher unfreiwillig. Ich habe irgendwann bemerkt das mich meine Arbeitsstelle krank macht, aufgrund der immensen Anforderungen, die nicht zu leisten waren. Die Führungsregie war für Veränderungen und Gespräche unempfänglich, deshalb musste ich entscheiden und kündigte. Wir zogen auf den Wohnmobillstellplatz direkt an der Donau in Ulm und wohnten dort von März 2022 bis Juli 2022 für 12 Euro/ Tag. Verdammt teuer! Aber immer noch billiger und vor allem stressfreier für Torben als jeden Tag nach Stuttgart zu pendeln. Das kam überhaupt nicht in Frage. Und da es für sein "Kastenwagenoffice" 8 Stunden Strom brauchte, mussten wir an den Landstrom. Es war wirklich eine tolle Zeit. Einmal weil wir einen so schönen Sommer hatten und ihn mega genossen haben  und vor allem weil wir zum ersten mal nichts "verbotenes " machten. Wir mussten nicht aufpassen das man uns sah, wir konnten direkt vorm Auto sitzen und nicht immer schnell reinhuschen. Wir haben mit den oft weitgereißten Nachbarn geplauscht oder einfach nur beobachtet wie deren Monster-Wohnmobile auf den Platz rollten bis die Markise aufgebaut und der Smart aus der Heckgarage kam. Wir staunten nicht schlecht. Wir leben dauerhaft über das ganze Jahr zu zweit auf weniger als 8 m² und machen Menschen brauchen für einen Wochenurlaub einen ganzen Schulbus mit Anhänger. Wir merkten schnell das uns der Umzug in das wunderschöne Ulm sehr gut tat. Stuttgart ist wirklich hässlich gewesen und hat uns nie gefallen. So verflog der ganze Arbeitsstress im nu und die Wochen vergingen.

Im August 2022 sind wir dann in eine 1 Zimmer Wohnung gezogen und haben damit unseren Jumpy im September an ein ganz liebes Paar verkauft. Er ist in guten Händen und wird noch was von der Welt entdecken.

Der letzte Akt des Verkaufs war schon ein Moment wo ich mir die ein oder andere Träne verkneifen musste. Es war eine tolle Zeit in ihm, wir haben sie fast immer genossen. Sie hat uns aktiver gemacht, hat uns gelehrt das wir noch weniger brauchen als wir denken und dabei trotzdem glücklich sind. Nachdem die Träne weggedrückt war, fokussierte ich mich auf mein lachendes Auge, denn ab jetzt beginnt ein neues aufregendes Kapitel für uns.

Strommanagement: begrente Laptop-Zeiten

Bettsichten

unsere Küche

Trockentrenntoilette


September 2022 - Good Bye Jumper!

Juli 2022 - Ecrins -Nationalpark

Juli 2022 - Ecrins -Nationalpark

Juli 2022 - Grenoble

WoMo-Stellplatz Ulm Sommer 2022

WoMo-Stellplatz Ulm Sommer 2022


immer draussen ;-)

gestrickt wird auch hier!

Mitten im Winter mit gutem Essen :-)

Bardenas Reales - wird definitiv überschätzt!

 Dezember 2021 - Start der Wanderung in Ronda

Dezember 2021 - am Fuße der Sierra Nevada

Dezember 2021 - am Fuße der Sierra Nevada

Dezember 2021 - irgendwo in Andalusien

Dezember 2021 - Desierto de Tabernas



erste Kuchenversuche im Omnia mit Winterisolierung




Irgendwann in Karlsruhe





Rucksackfitting

Irgendwo in Straßbourg

auf geht's- auch bei Regen

Stellplatz bei Maria’s Arbeit




Stellplatz bei Maria’s Arbeit



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