Happy Birthday Jumper

Heute vor genau einem Jahr haben wir Jumper (unseren Kastenwagen) in Freiburg bei Auto Sutter abgeholt. Dies nehme ich zum Anlass das erste Jahr "Leben im Kastenwagen" Revue passieren zu lassen. Vorab werde ich aber noch etwas darauf eingehen wie wir Jumper uns eigentlich ausgesucht haben.




Maria´s neue Arbeitsstelle begann am 01. Dezember 2019. Bereits zu diesem Zeitpunkt wohnten wir im Auto, damals noch im Viti. Zu dieser Zeit wohnten wir noch mit einem Hund im Auto.


Anmerkung: Viti war ein Lieferwagen von Mercedes Benz, den wir uns ausgebaut hatten. Der Hund hieß Bamboo, ein Corgi-Mischling. Er kam als ehemaliger polnischer Straßenhund zu uns. Er war kein einfacher, aber der BESTE Hund überhaupt. Wen diese beiden Themen genauer interessieren, kann den jeweils separaten Blogbeitrag dazu lesen.



Unser Alltag im Viti sah im ungefähren so aus:

Maria ging früh morgens zur Arbeit und gönnte sich dort den Luxus einer täglichen Dusche. Torben hatte leider nicht so viel Glück. Er schrieb Bewerbungen von Cafés oder der Bücherei aus. Zwischendrin kümmerte er sich um Bamboo und kaufte etwas zum essen ein. Abends sind wir immer zu Ikea gefahren und haben uns im Restaurant aufgehalten, bei kostenlosem Kaffee versteht sich. Wenn bei Ikea so langsam die Lichter ausgingen, sind wir zum Parkplatz zurück und haben uns Bettfertig gemacht. Zwischendurch immer wieder kleine Runden mit dem Hund. Eingekuschelt in Winterschlafsäcken, vielen dicken Kleidungsschichten und Wärmflaschen für den Hund haben wir die Nächte verbracht. Teilweise sind wir morgens mit Frost im Auto aufgewacht. Hatte ich erwähnt, das wir keine Heizung hatten! Dieses Spielchen haben wir ca. 2 Monate durchgehalten. Es war echt anstrengend, besonders für Torben und Bamboo. Maria konnte sich tagsüber auf Arbeit aufwärmen, das war den Beiden nicht vergönnt. Dazu kam das Bamboo nicht mehr der Jüngste war und wir ihm die Strapazen deutlich anmerkten. Irgendwann hat Torben dann die Reißleine gezogen. Auch er konnte nicht mehr. Dies lag vor allem an der kalten Jahreszeit, in Kombination mit den Durchweg schlechten Örtlichkeiten, in denen er sich tagsüber aufhalten musste. Man glaubt es kaum, aber es war kein Café in der nähe, welches Steckdosen zur Verfügung gestellt hat. Das gleiche mit der Bücherei! So entschieden wir die letzten 2-3 Monate bis zum Kastenwagen in verschiedene Übergangswohnungen zu ziehen. 

Von Bamboo haben wir uns Ende Dezember 2019 schweren Herzens getrennt, und ihn bei meinen Vater zur Pflege untergebracht. Es war klar das dieses Lebens zu anstrengend für ihn ist und wir ihm das nicht länger zumuten können. Dort konnte er seinen Lebensabend verbringen und ist dann auch im März 2020 verstorben. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Auch dazu steht im separaten Blogbeitrag mehr.

Dann sind wir im Januar, nun nur noch zu zweit unterwegs, auf die CMT-Messe in Stuttgart gefahren. Eine intensive Vorab-Recherche zu den verschiedenen Wohnmobilen und Kastenwägen im Gepäck. 1000 Fragen für die Aussteller und Schmetterlinge im Bauch. Wir brauchten ein Fahrbares Heim für maximal 50,000€. Den Eigenausbau eines Kastenwagen hatten wir auch überlegt, sehr schnell jedoch verworfen. Wir würden uns das zutrauen, aber dafür haben wir nicht die Infrastruktur (Halle zum Ausbau, Werkzeuge und Zeitdruck).

Auf der CMT habe wir alle für uns interessanten Händler abgeklappert und blieben dann bei Clever Vans hängen. Auto Sutter aus Freiburg hat uns vor Ort sehr intensiv und gefühlt gut beraten. Wir haben zwar absolut keine Ahnung von Autos und Technik, aber dank des Internets hatten wir viele offenen Fragen im Gepäck. Herr Rodig war ein sehr geduldiger Verkäufer, bei dem wir nicht das Gefühl hatten unter Druck gesetzt zu werden. Zumindest fast nicht. Dazu gleich mehr.

Wir hatten uns in einen Clever Van Celebration 600 verliebt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war sehr gut und er hatte genau die Ausstattung welche wir brauchten, nicht mehr und nicht weniger! Und, er stand quasi fast abholbereit auf dem Hof!!! Binnen zwei Monaten sollten wir ihn unser Eigen nennen können, WENN wir noch auf der Messe den Vertrag unterschreiben! Und da kam der Druck ins Spiel. Wir hatten uns geschworen das wir nicht so dumm sind und auf der Messe kaufen, wir schauen nur und kaufen später! Abends liegen wir dann im Viti und wälzen das Thema hin und her. Am nächsten Tag handelten wir noch die Kreditrate von 3,9 auf 3,5% runter und haben dann den Vertrag unterschrieben. Naja, Maria hat ihn unterschrieben, da Torben zu diesem Zeitpunkt noch arbeitslos war. So ist Jumper streng genommen nach dem Abbezahlen auch mein Privateigentum :-) Der Einbau eines Wechselrichters und USB-Steckdosen haben wir noch zusätzlich geordert. 

Dieser Spontankauf war eine der schwersten Entscheidungen überhaupt für uns. Ein ganz großes Risiko! Dafür sprach das wir den Kastenwagen 2 Monate später in Empfang nehmen konnten (anstatt 12-18 Monate bei individueller Bestellung) und das perfekt in unseren Sparplan passt. Weiterhin hatten wir bei Herrn Rodig und bei Herrn Sutter ein sehr gutes Gefühl und fühlten uns gut aufgehoben. Das Bauchgefühl war positiv. Dann passten die Ausstattungsmerkmale so perfekt zu uns, das es schon gruselig war. Dagegen sprach die Idiotie ein Vertrag sofort zu unterschreiben, ohne ausreichende Bedenkzeit. Das Bauchgefühl kann einen täuschen und im Endeffekt ist das auch nur eine Verkäufermasche: "Sie müssen sich schnell entscheiden, es sind nur 3 Kastenwägen da und die Nachfrage sehr hoch".

Wir haben es nicht bereut! Auto Sutter ist der beste Händler den wir uns hätten wünschen können. Und trotzdem würden wir es nicht wieder machen. Diesmal hatten wir Glück, beim nächsten mal vielleicht nicht mehr.

Am 14. März 2020 haben wir Jumper dann in Empfang nehmen dürfen. Gleich im Anschluss sind wir erstmal zum Baumarkt gefahren um uns mit Gaskartuschen zu versorgen. Vorher haben wir noch im Jumper gegessen und waren mega glücklich. Die erste richtige Ausfahrt galt der Erkundung des Südschwarzwaldes und natürlich Jumper selbst. Überall Knöpfe und Rädchen, Schränke die man öffnen konnte...Soviel zu entdecken und verstehen!

Mittlerweile hat sich die Euphorie etwas gelegt, was nicht negativ gemeint ist. Wir wissen nun wie was funktioniert und womit wir bei gewissen Gegebenheiten rechnen müssen. Wir sind jeden Tag Gottfroh über diesen Kastenwagen. Wenn man im Kastenwagen-Forum etwas mitließt, dann leben wir wie die Made im Speck. Kein Motorschaden, die Solaranlage läuft, alle 4 Räder sind noch dran, kein Wasserschaden, kein Einbruch, und die Heizung läuft auch (bis auf zwei Ausnahmen). Wir fühlen uns auf diesen fahrbaren < 8m² so wohl und frei, das wir uns aktuell keinen schöneren Lebensstil vorstellen könnten. Wir haben alles für uns wichtige dabei und vermissen nichts. Wir parken um wenn uns die Nachbarn stören oder wir eine Luftveränderung wollen. Nun arbeiten wir ja beide Vollzeit (fest angestellt an einem Ort) und wohnen dabei häufig im Kastenwagen. Diese Version eines Lebensstils haben wir bei Internetrecherchen kaum bis gar nicht wahr genommen. Wenn Menschen im Kastenwagen wohnen, dann arbeiten sie von unterwegs und reisen dabei (digitale Nomaden). 


Am Wochenende sind wir schnell in der Natur, da wir ja mit kompletten Hausstand unterwegs sind. Wir kochen hier ganz selbstverständlich drin und haben das Kastenwagen -Ballett perfektioniert. Der Omnia war die Entdeckung überhaupt, dadurch haben wir auch einen Ofen, ohne einen Ofen verbaut zu haben. GENIAL! Wir bewegen uns noch mehr, sehen öfter neue Orte und können Erkunden. Aus heutiger Perspektive würde mich aktuell nichts dazu bewegen wieder in ein normales Leben mit Wohnung zurückzukehren. Ich habe mich noch nie so gut und lebendig gefühlt.

Jumper, auf ein zweites neues und vor allem gesundes Lebensjahr für dich und noch viele weitere danach!