Rota Vicentina Tag 10-12

 Tag 10

Heute morgen nutze ich die Pensionseigene Küche und komme in Rekordzeit los. Ich bin vor 7 Uhr auf dem Weg, so früh wie noch nie. Ich muss ein Stück zurück um wieder auf dem richtigen Weg zu kommen, das macht aber nichts. Mein heutiges Ziel ist der Campingplatz in Sagres. Und dann mache ich einen Pausetag, auf welchen ich mich wie bekloppt freue. Auf dem Weg zur Küste komme ich an einem Wäldchen vorbei. Irgendwann komme ich dann an die Küste, welche wirklich sehr spektakulär ist. Mein heutiges Mittagsziel ist Farol do Cabo de Sao Vicente, der südwestlichste Punkt Portugals. Als ich etwa einen Kilometer davor bin fange ich an zu zweifeln. Ich sehe von hier aus schon den riesigen Parkplatz und die vielen Autos, welche im Sekundentakt ankommen oder abfahren. Ich beschliesse das es hier noch viel schöner ist und pausiere 1 Kilometer vorher. Da fällt mir ein riesiger Vogel am Himmel auf, mit "dunklen Fingern" an den Flügelspitzen. Nach einer Recherche ist mir klar, das war der Schwarzstorch. Weißstörche habe ich hier schon viele gesehen, aber den Schwarzstorch noch nie. Portugal ist auch das einzige/ oder eines der wenigen Länder wo Störche ihre Nester direkt an den Klippen bauen, eine Sensation also. Dann mache ich mich auf den Weg zum "Kap"... vielleicht sehe ich ja Afrika oder Amerika ;-) Als ich ankomme sehe ich vor allem Touristen, Touristen, Touristen. Ich gehe zum südlichsten Punkt und sehe Souveniersachen und ein Restaurant. Ich frage mich warum man hierher kommt? Für mich macht es Sinn, es symbolisiert den südlichsten Punkt meiner Wanderung. Aber sonst fällt mir kein Grund ein hierherzukommen. So verschwinde ich auch nach 3 Minuten und mache mich auf zum Campingplatz. Seit Sines ist das der erste Punkt an der Westküste der mich touristisch abgeschreckt hat. Bisher war alles gut integriert und überschaubar. Geradezu idyllisch. Solche Touripunkte meide ich gerne. Auf dem Weg zum Camingplatz gehe ich durch "Cabanossa" einer DER Birding Hotspots in der Region für Raubvögel. Und wie der Zufall es will, liegt der Campingplatz direkt daneben! Das lasse ich mir nicht entgehen. Dieses Wäldchen ist wirklich auch wunderschön. Als ich am Platz ankomme startet jedoch erstmal meine Routine: Zelt aufbauen, duschen, einkaufen, kochen und in´s Bett fallen. Zum Abendbrot lade ich Maja ein, es gibt Spaghetti mit Tomatensauce. Wenn man bedenkt das ich nur einen Topf habe, ist es geradezu eine Glanzleistung und Rekordverdächtig. 


Tag 11 - Ausruhtag

Mein Plan war es vor Sonnenaufgang aufzustehen und bei Sonnenaufgang Vögel zu beobachten aus meiner Birdwatching-Zentrale heraus. Aber, Pläne sind da um verworfen zu werden, dafür macht man sie schliesslich. So klingelt der Wecker zwar zeitig, ich schlafe aber nochmal ein. Lese dann und frühstücke in Ruhe. Dann gegen halb 11 mache ich mich auf, bewaffnet mit Fernglas. Als ich mich in meiner Beobachtungsbasis eingerichtet habe beschliesse ich meine Energie vor allem auf´s Liegen und lesen zu richten. Dabei beobachte ich ab und zu mal den Himmel. So packe ich 4 Stunden später alles zusammen und siehe da, sehe dann noch den Zwergadler. Mission erfolgreich würde ich sagen. Beglückt gehe ich zurück und nochmal einkaufen für´s Abendbrot. In diesem Sinne möchte ich empfehlen den Intermarche in Sagres NICHT zu besuchen, denn das ist der schlimmste Laden den ich je betrat. Sehr teuer bei sehr schlechten Produkten (viele vergammelt, angeschimmelt usw.) . Wirklich JEDER kleine MINIMINIMARKT entlang meines Weges hatte bessere Produkte als dieser Laden, wenn auch mit kleinerer Auswahl. Hier merkt man ganz deutlich den starken Tourismus.


Tag 12

Ich merke schon morgens das mir der Ausruhtag richtig gutgetan hat. Unproduktive Phasen, sind produktiv, da sie dazu dienen den Körper zu regenerieren  um dann wieder produktiv sein zu können. Das muss ich mir manchmal wirklich in´s Gedächtnis rufen. Eigentlich wollte ich in Sagres abkürzen, da ich nicht durch die ganze Stadt laufen wollte. Spontan entschied ich mich aber dagegen und ging frei nach Schnauze. So kam ich dann doch noch am Spar vorbei und holte mir 2 erstaunlich gute Orangen als Wegzehrung raus. Bis kurz vor Salema sollte es heute gehen. Hier ist die Küste noch relativ naturbelassen. Abends ging mir dann irgendwann auf das es hier schwierig mit dem Zelten wird, da es hier kaum Sand und viel betonharten Sandboden gibt, mit viel Gestrüpp oben drauf. Teilweise ist dieses auch sehr dornig und dadurch absolut ungeeignet für´s Zelt. Ich hatte auch leider kein Footprint dabei, was ich für diese Region auf jedenfall empfehlen würde. Irgendwann fand ich dann ein Plätzchen, aber es war noch zu früh. Ich wollte aber hier bleiben, und mich in der Nähe aufhalten. So flanierte ich zu einem großen Steinhaufen und wurde neugierig, da ein Weg weiterführte. Dort entdeckte ich eine Höhle mit Einladung zum Bleiben über Nacht. Ich war kurz verlockt, denn sie sah ziemlich wohnlich aus. Genau das schreckte mich dann auch wieder ab, zu wohnlich. Hier schläft regelmäßig jemand, da bin ich mir sicher! Daher wollte ich nicht abends oder nachts von demjenigen überrascht werden und ging weiter, da mein eigentlicher Zeltplatz ein Steinwurf entfernt war. So machte ich mich auf Richtung Praia das Furnas, dieser Strand wurde mir von der Französin empfohlen, weil man dort in Höhlen, direkt am Wasser schlafen könnte. Ohne von der Flut weggespült zu werden wohlgemerkt. Generell gilt nämlich: schlafe NIE am Strand! Mir war das aber doch zu heikel. Theoretisch bin ich ja jetzt am Mittelmeer und da gibt es im Gegensatz zum Atlantik nur eine minimale Flut und Ebbe von ca. 10cm Unterschied. Das gilt aber eigentlich nur für den Bereich ab Tarifa, da die dortige Meerenge dafür sorgt. Nun bin ich aber noch vor dieser Meerenge, daher steigt die Flut bis zu 3m an. Auch wenn sie sich sicher war das man dort schlafen kann, gehe ich dieses Risiko nicht ein. Weiterhin ist am Strand direkt ein Parkplatz. Wenn ich alleine wandere ist die oberste Regel: NIEMAND weiß wo ich schlafe, denn nur so kann ich schlafen. Und das wäre hier nicht möglich gewesen. Zu zweit hätte ich es vielleicht gewagt. Am Strand ist mir dann auch Barfuss jemand entgegengekommen und war auf den Weg in die Richtung wo ich herkam. Ich tippe stark darauf dem Höhlenbesitzer begegnet zu sein. So gehe ich noch weiter Richtung Salema mit dem Wissen das es ab jetzt nur auf und ab geht, dank der Info vom Hippie am Strand. Und er hatte recht. Einen Schlafplatz zu finden war echt hart, aber ich hab´s geschafft und campierte direkt an der Klippe, auf einem kleinen Schleichpfad. Der Sonnenaufgang morgen früh wird gigantisch.