Rota Vicentina Tag 13/ GR13 Tag 14-15/ Tag 16 Abreise

 Tag 13

Mit spektakulären Sonnenaufgang beginnt der Tag seht gut, und wie versprochen geht es auf und ab, auf und ab, und wieder von vorne. So fühlen sich 3km wie 10km an. In Salema setzte ich mich in die Pastelaria Nicole und lud erstmal mein Handy, trank zwei Kaffee und aß ein Süßes Stück - alles für 3,40 Euro! Im Laden nebenan besorgte ich mir dann Wasser, denn zu Mittag konnte ich wieder im nächsten Ort, Burgau, einkaufen. Mein heutiges Ziel ist kurz vor Lagos. Dort wollte ich nochmal wild zelten. Generell war die Küste immer noch schön, kaum Anstiege, alles sehr flach. Aber ab jetzt beginnt der Tourismus. Überall Häuser, Ferienwohnungen, Hotels, 3 Supermärkte auf 18km. Ich fühle mich unwohl. Mir ist das zu voll. Dennoch komme ich direkt am Wasser an einem kleinen See vorbei und sehe etwas blau-rotes im Schilf sitzen. Ich zücke das Fernglas und sehe einen prächtigen Eisvogel. Dann stürzt er sich plötzlich in´s Wasser, holt einen Fisch heraus und weg ist er. Ich stehe mit offenen Mund da und freue mich einfach nur. In Luz kaufe ich ein für´s Abendbrot und steige auf das Plateau Richtung Lagos. Auf dem Weg dorthin begegnet mir ein Schäfer. Es ist ca 1,5h vor Sonnenuntergang und so viele Menschen wie hier habe ich selten an den Klippen gesehen. Auf mein "Bom Dia" (Guten morgen) korrigiert er mich, es heiße "Bom Tarde" (guten Abend/ nachmittag). Theoretisch kann man hier zelten, ich fühle mich aber unwohl. Das dann oben auf dem Plateau noch ein Schäfer samt Herde und Hunden auftaucht, trägt auch nicht unbedingt zu meinem Sicherheitsgefühl bei. Ich denke zwar das er noch Richtung Luz absteigt, möchte aber ungern von den Hunden im Zelt überrascht werden, sollte ich mich doch irren. Überall liegt sehr viel Müll, als ob der mit Autos hier abgeladen wird. Viele Ruinen und Menschen. Ich laufe noch etwas durch die Gegend um einen Platz zu finden, entschliesse mich dann aber kurz vor Sonnenuntergang dafür die letzten gut 4 km bis zum Campingplatz in Lagos zu gehen. Laut Rezensionen ein "dritte Welt Campingplatz", aber das ist mir gerade lieber als ein unsicheres Gefühl beim schlafen zu haben. Im Dunkeln komme ich an und checke ein. Die Sanitäreinrichtungen sind wirklich nicht der Brüller, daher dusche ich nicht. Sonst kann ich aber nicht klagen. Es war eine sehr ruhige Nacht, sogar mit Meeresrauschen mitten in der Stadt. Und dann realisiere ich das ich am Ziel angekommen bin nach ca. 223km. Ich bin mega stolz auf mich und hole mir ein Bier zum anstoßen aus dem Supermarkt.


Tag 14-15

Ab jetzt laufe ich den GR13 wieder Richtung Vila do Bispo. Mein Heutiges Ziel liegt irgendwo vor Barao de Sao Joao. Da es nicht so weit ist, mache ich langsam. So komme ich gegen 9 Uhr los und schlendere Richtung Aldi. Das ist der letzte Supermarkt, bevor ich auf den GR abbiege. Am Ufer des Ribeira de Bensafrim entdecke ich dann noch irgendeine Bekassinenart, einen Seidenreiher und Steinwälzer und das mitten in Lagos. Der Tag wird also wieder gut. Nach dem Aldi erweißt es sich als sehr schwierig auf den GR zu kommen, da auf der einzigen Zugangsstrasse Gasbauarbeiten durchgeführt werden und ich nicht passieren kann. Ich schlage mich durch´s Gebüsch, unterquere eine Schnellstrasse durch ein Loch und komme dann ohne großen Umweg doch rauf. Pflücke gleich danach in einem verwahrlosten Grundstück Zitronen und sichte noch einen Zwergadler. Ich gehe durch viele Dörfer an sehr vielen aggressiven Hunden vorbei. Ich fange schon an mich zu fragen ob ich überhaupt einen Schlafplatz finde, der Hundesicher ist. Ich zweifle noch dran. Doch dann fällt mir irgendwann ein das ich vergessen habe in Lagos meine Reisetabletten zu kaufen. Ganz klasse. Ich werde also wieder halb tot aus dem Bus steigen in Lissabon, oder ich ändere den Plan. Ich entscheide mich für letzteres. Daher kaufe ich noch in Barao de Sao Joao ein, vor allem Wasser und ziehe weiter Richtung Vila do Bispo. Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich einen Hügel mit Windräder. Das in meiner Nähe ist aus, obwohl starker Wind herrscht. Ich gehe davon aus das es kaputt ist und suche mir direkt darunter einen Schlafplatz. Einen Platz im Eukalyptusdschungel zu finden ist gar nicht so leicht. Irgendwann klappt es und kurz nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe und es schon fast dunkel ist, höre ich ein Auto direkt hinter mir vorbeifahren - zum Windrad. Erstmal bekomme ich mega Panik, da es nur ca. 100m von mir entfernt ist, ich hoffe nicht gesehen zu werden. Dann beruhige ich mich und denke, das man mich nicht sehen kann. Der Wald ist viel zu dicht, es ist quasi dunkel, ich habe kein Licht an und die Blätter vom Eukalyptus sind so trocken auf dem Boden, das ich jeden hören würde der sich meinem Zelt nähert. 5 Minuten später höre ich metallische Geräusche und stelle fest es wird gearbeitet und bin zufrieden. Ich schlafe darüber ein und wache dann irgendwann bei Lärm auf. Das Windrad wurde repariert. Und es ist verdammt laut. Ich erwäge ernsthaft mitten in der Nacht meine Sachen zu packen und zu verschwinden. Mache es dann doch nicht und stehe um kurz nach 6 Uhr auf der Strasse. Mein Kopf platzt gleich vom ganzen nächtlichen Lärm. Nach 5 Kilometer und mehr Ruhe kann ich wieder Denken. Das war die schlimmste Nacht überhaupt. Nach einem Frühstück geht es mir schon besser und ich gehe weiter nach Vila do Bispo. Der Weg ist unspektakulär aber trotzdem schön. Nach anfänglichen Bedenken bzgl. der vielen Dörfer, Häuser und Hunde sehe ich hier weit und breit nur Landschaft, Hügel, Büsche und Himmel. Ich fühle mich sehr frei. Der Blick schweift über die endlose Weite und ich bin zufrieden. Einmal mehr denke ich daran wie schön es hier ist. Ich bin näher an Vila do Bispo als ich dachte, sodass ich es um 13 Uhr erreichte. Ich holte mir das Reisemedikament und trank dann noch Kaffee im Cafe nebenan. Gegen 15 Uhr machte ich mich auf zu dem Wäldchen Richtung Meer. Fand auch nach langer Suche einen tollen Platz und baute mein Zelt schon um 16 Uhr auf. Man wird mich wohl vom Weg gesehen haben können, wenn man ganz genau guckt, aber wer tut das schon? Da der heutige Tag der einzige ist wo die Sonne mal nicht schien und ich eine lange Hose und Mütze trug, war es super sich in´s Zelt verkriechen zu können. Meine vorletzte Nacht in Portugal, die letzte im Zelt. Sonst schlafe ich super gut und vor allem super schnell ein, das gelang mir heute nicht. Es lag vielleicht auch daran das ich gegen 19 Uhr einen Schuss hörte. Das ist ja mein Horror - Jäger. In Portugal sind 80% des Landes Jagdgebiet. Die haben hier keine Jägerstände, die man meidet und sich dann in Sicherheit wähnt. Hier wird fast überall geschossen, mit wenigen Ausnahmen. Ich überlegte ernsthaft Licht anzumachen, damit ich nicht erschossen werde. Habe mich dann aber dagegen entschieden, da ich wusste das es hinter mit runter in´s Tal geht und die Wahrscheinlichkeit niedrig ist das ich getroffen werde. Dann fing es an zu Regnen, mit Blitz und Donner. Generell begrüsste ich dieses Wetter, da so die Chance stieg nicht erschossen zu werden. Machte mir aber auch Sorgen, da ich morgen früh über ca. 2km offenes Feld zur Bushaltestelle gehen muss, um meinen Bus Richtung Lissabon zu erwischen. Der Wetterbericht sagte auch nichts entsprechendes an, Regen ja, Gewitter nein. 



Tag 16 Abreise

Diese Nacht schlief ich sehr schlecht und sehr kurz. Vielleicht 4 Stunden, wohlgemeint. Und zu meinem Bedauern regnete und Gewitterte es immer noch. Ich hatte eine Heidenangst die 2 Kilometer über das offene Feld gen Bushaltestelle zu gehen und überlegte ernsthaft einen Bus später zu nehmen und doppelt zu zahlen. Mithilfe von Lightning Maps fand ich dann heraus das dass Gewitter sich gerade zu meinem Gunsten verzieht. Ich beruhige mich und esse Frühstück. Als ich dann gerade dabei bin mein klitschnasses Zelt um 7 Uhr zusammenzupacken  fängt es wieder an zu blitzen und zu donnern. Das gibt es doch nicht, laut Lightning Map dürfte hier gar nichts mehr sein! Ich packe in Rekordzeit zusammen und renne die 2 Kilometer in den Ort, sodass ich in 15 Minuten da bin. Völlig fertig komme ich an der Bushaltestelle wieder zu Atem und trete die Reise nach Lissabon an. Dank der Tabletten geht es mir auch richtig gut und den Schlaf im Bus kann ich gut gebrauchen. In Lissabon gehe ich 7km durch die Stadt zu meinem Hostel Terminal 3 (bitte meiden!!) zu Fuss. Unterwegs hole ich mir einen Döner und trockne mein Zelt. Ich bin dankbar für die Zeit in Portugal und freue mich auf zuhause, vor allem auf meinen Mann Meine Batterien fühlen sich deutlich voller an als davor.