Mit dem Rad durch Lettland

 Lettland

24.06. bis 02.07. (9 Tage)

176,65 € Budget = 19,62 € / Tag

330 km

Vom 24.06. bis 02.07. haben wir Lettland recht zielstrebig durchquert. Von der Litauisch-Lettischen Grenze nordöstlich von Zarazai passierten wir mit einigen Abstand Daugavpils, durchquerten dafür aber Ilukste. Von dort folgten wir einige Zeit der P72 bis nach Jekabpils. Weiter den Landstraßen folgend passierten wir Madona, Gulbene und Aluksne. So richtig landschaftlich reizvoll wurde es dann erst wieder nördlich von Aluksne an der estnischen Grenze, die wir irgendwo bei dem estnischen Ort Krabi überradelten.


Das Wildzelten viel uns in Lettland erstaunlich schwer. Erstaunlich daher, da es keine wesentlichen rechtlichen Einschränkungen bezüglich des Aufstellen eines Zeltes in der Natur gibt. Allerdings fanden wir einfach keinen angemessenen Platz für unseren Zelt. Häufig führte unser Weg durch landwirtschaftlich stark genutze Flächen. Der spärliche Wald war kaum zugänglich, die wenigen Abfahrten von den Landstraßen führten direkt zu einem Haus. Und die gab es in Lettland wirklich viele. Das Gefühl in einem weniger besiedelten Land unterwegs zu sein, kam selten auf. Das hatten wir vorher gar nicht vermutet.


So mussten wir auch mit etwas kuriosen Zeltplätzen vorlieb nehmen. Zum Midsommer-Fest stellten wir unser Zelt auf einer Böschung nur 5 Meter von der Landstraße auf. Einige Tage später fanden wir eine einigermaßen gerade Fläche auf einem Parkplatz eines im Wald gelegenen Friedhofs. Bei Gulbene blieb uns nur ein kleiner Grünstreifen in einem Park. Den besuchten dann morgens um 4 Uhr auch eine freundliche Gruppe feiernder Letten. Diese rollten auf einem umgebauten Sitzrasenmäher mit Hänger an und drehten auf dem See mit ihrerer Drohne einen Film. Star dieses Films war ein junger Mann, der vor kurzem eine Frau kennengelernt hatte und mit diesem Promo-Video um ihre Gunst werben wollte. Nachdem unsere Nachtruhe durch ihre Bluetooth-Box beendet wurde, krabelten wir aus unseren Zelt und kochten uns einen Kaffee. Freundlich unterhielten wir uns und erklärten was wir wir hier so treiben würden. Eine Einladung zur Sauna lehnten wir aufgrund des Alkoholpegels unseres Gegenübers lieber ab, bevor wir uns auf die Räder schwangen.

Die Fahrten über die lettischen Straßen waren Verkehrstechnisch allerdings entspannt. Die Letten nahmen meist Rücksicht auf uns. Die Straßen hingegen waren unterdurchschnittlich. Viele Schotterstrecken waren zu Waschbrettpisten verkommen. Dabei waren Straßen auch geschottert, wo wir vorherer vermuteten, dass diese Aufgrund ihrer Lage besser ausgebaut sein würden. Zum Mitsommerfest habe ich einen Artikel gelesen, dass leider viele Letten rund um dieses Fest alkoholisiert fahren würden, die Polizei würde mit erhöhten Kontrollaufkommen dagegen vorgehen. Am nächsten Morgen dieses Festes fuhren wir dann an einer Unfallstelle vorbei, bei dem ein Fahrzeug auf dem Dach im Graben lag. Die Unfallstelle sah so frisch aus, dass wir uns beeilten von den Rädern zu kommen um erste Hilfe zu leisten. Von den Insassen fehlte allerdings jede Spur, so dass diese hoffentlich bereits einigermaßen Gesund das Fahrzeug zurückgelassen hatten.

Für eine Strecke von etwa 40 km durchquerten wir eine bemerkenswert lange Baustelle. Diese war unterteilt in Abschnitten von 3 bis 5 km, die jeweils nur aus einer Richtung befahren werden konnte. Nach dem wir bei der ersten Baustelle noch brav an der Ampel warteten, um dann im folgenden Grün-Intervall von allen Fahrzeugen in der engen Baustelle überholt zu werden und anschließend uns die Fahrzeuge entgegen kamen, da das Grün-Intervall nicht für Räder ausgelegt war, entschlossen wir uns unabhängig von der jeweiligen Ampelphase einfach in die Baustellen einzufahren und zu hoffen das wir durchkommen würden. Hat auch geklappt, war aber zeitweise dadurch zusätzlich anstrengend. Abgeschlossen wurde dieses riesige Baustellengebiet mit einer Decke Reparaturasphalt, welches der heißen Sonne nicht standhielt und so unsere Räder verklebte. Da mussten wir schon geschickt die feuchten Apshaltstellen umfahren.

Irgendwo im nirgendwo wurden wir das erste mal auf unserer Reise von einem Sturm mit Gewitter überrascht. Dieses hatte sich in wenigen Minuten in unserem Rücken zusammengebraut. Es fing dann in Sekunden an zu schütten, wir hatten keine Chance unsere Regenkleidung rechtzeitig über zu ziehen. Wie in einem Aquarium kamen wir uns vor, als wir versuchten bei starkem Seitenwind die Räder irgendwie auf der Straße zu halten. Schutz bot dann ein paar Bäume auf einem Privatgrundstück welches wir beherzt betraten. Dort warteten wir das kurze aber heftige Gewitter ab. Es ist bemerkenswert wie stark die Naturgewalten sein können. Grundsätzlich war das Wetter in Lettland recht wechselhaft, aber so nass wurden wir dann nicht noch einmal.


Die Versorgung in Lettland mit kleinen Supermärkten und Nachbarschaftsläden ist Prima für Radreisende. Diese sind allerdings etwas teurer als noch in Litauen. Wasser fanden wir gerade in den Städten an öffentlichen Trinkwasserbrunnen. Wir haben in Lettland begonnen Dosen und Plastikflaschen vom Straßenrand zu sammeln. Diese bringen 10 Cent Pfand. Unser Ziel ist es mit dem gesammelten Geld in Finnland eine Pizza essen zu gehen. Wir halten euch diesbezüglich auf dem Laufenden :-). 


Die Landschaft fanden wir bereits angedeutet wenig reizvoll. Auch die in Litauen noch verbreiteten schönen Holzhäuser waren kaum noch zu sehen. Auffallend viele Häuser waren mit sehr ursprüngich bewirtschafteten Gärten versehen. Es scheint als setze eine hohe Anzahl der Menschen auf einen schönen Gemüsegarten bei der Lebensmittelversorgung. Wir haben Kartoffeln, Bohnen, Kohl, rote Beete, Karotten und Salat erspäht. Wir trafen auch auf eine Gruppe von Frauen mit sehr traditioneller ländlicher Kleidung, inklusiver Hauben, die dabei waren mit Hacken ein Feld nicht zu unterschätzender Größe umzugraben.

Erst im sogenannten Aluksne "Highland" gefiel es uns dann wieder deutlich besser. Die Wälder wurden wieder prägnanter und es wurde sehr leer. Die Touristinformation von Aluksne hatte dann auch eine kleine Überraschung parat. In kleinen abschließbaren Schränken konnte man an einer Steckdose seine elektrischen  Geräte aufladen. Diesen Service haben wir gerne angenommen. :-) Auch die Nacht direkt am Ufer des angrenzenden großen See hat uns gefallen.

Unser Herz für Vögel hat sich sehr über die Sichtung eines Karmingimpel am Straßenrand gefreut. Zusätzlich konnten wir Haubentaucher auf ihrem Nest und mit Kücken auf dem Rücken beobachten. Hinter Gulbene folgtem wir einigen Kilometern ainer aufgegebenen Bahnstrecke. Dort mittem auf dem Weg tummelten sich eine handvoll Fuchskinder. Diese waren so intensiv in ihrem Spiel vertieft, dass diese uns erst sehr spät -trotz klinkeln- bemerkten. Um ihren Spielplatz lagen auch einige kleine Knochen, nur von den stolzen Eltern war nichts zu sehen.

Mitten in Lettland haben wir unser 2.000-km-Jubiläum gefeiert :-). 


Zwischenzeitlich haben wir uns eine Verstärkung für unsere Ortlieb-Taschen gebastelt, da die schon mitgenommen waren.

Unsere Schwierigkeiten mit Lettland mag an unserer Routenwahl direkt durch die Mitte des Landes zusammenhängen. Man mag dem Land gerne an der Küste oder mehr im Osten eine weitere Chance geben. Wir freuen uns nun allerdings schon sehr auf Estland.