Sverige på Långden Teil 3 - Berglagsleden
Abends komme ich mit dem Bus in Norra an. Es ist mittlerweile 22 Uhr durch. Normalerweise liege ich schon seit mindestens einer, vielleicht sogar zwei Stunden im Bett. Da mein Wecker um 4.30 Uhr klingeln wird, beschliesse ich heute noch eine Stunde länger zu schlafen. Da ich aber auch hier noch nicht weiss wo ich schlafe, erkunde ich erstmal die Gegend. Eine Toilette ist leider abgeschlossen. Damit bleibt mir noch der Pavillion direkt am Wasser. Da dieser aber immer noch besetzt ist, suche ich weiter. Direkt gegenueber ist eine weitere Toilette, diesmal offen. Ich riskiere es und schliesse mich fuer die Nacht ein. Meine Matte passt gerade so rein und ich freue mich das es sehr sauber ist. Andernfalls hätte ich weitersuchen muessen. Ich stelle mich schon auf Dauerlicht ueber Nacht ein, was aber nichts macht. Durch Mittsommer ist es auch draussen hell, daher kommt meine "Schlafmaske" zum Einsatz (Eine Mischung aus Balaklava und Moskitonetz fuer den Kopf). Irgendwann in der Nacht werde ich wach. Jemand steht draussen vor der Toilette und moechte anscheinend rein. Ich bin noch verschlafen, aber geschockt genug, Nuetzt nichts. Einfach abwarten, er wird schon weggehen. Was macht der eigentlich hier im "Dorf" mitten in der Nacht? Und dann geht plötzlich die Tuer auf. Ich bin komplett geschockt und kann erstmal nichts sagen. Liege weiterhin auf dem Boden, direkt vor der Person. Er redet auf schwedisch auf mich ein. Immer wieder dasselbe. Irgendwann kann ich ihm dann sagen das ich kein Schwedisch verstehe. Auf Englisch gibt er mir den Tip bis spaetestens um 7 Uhr weg zu sein. Dann kann es sein das die ersten Leute die Toilette nutzen moechten und ggf. die Polizei rufen,. Ich bedanke mich und die Tuer geht wieder zu. Er schliesst wieder von aussen ab. Noch immer einigermassen geschockt schlafe ich schnell wieder ein. Manchmal frage ich mich ob diese Gabe schnell und ueberall schlafen zu koennen eher Fluch oder Segen ist. Normale Menschen haetten bestimmt ihre Sachen gepackt. Ich habe vorher aber noch den Wecker wieder vorgestellt. Ausschlafen moechte ich jetzt nicht mehr.
Norra - Kloten
Die ersten Kilometer Richtung Kopparberg gehe ich groesstenteils auf der Strasse, da der Berglagsleden nicht direkt durch Norra verläuft. Als ich den Weg dann offiziell erreiche und die ersten Kilometer "hinter mir habe" bin ich leicht geschockt. Im Unterschied zu den bisherigen Wegen fuehle ich mich wie in der kompletten Wildnis. Ich gehe plötzlich nur noch ueber Single Trails und quasi nur durch den Wald oder durch das Moor. Ich treffe wirklich niemanden! Ich hatte auf diesen Moment gehofft. Bin jetzt aber doch geschockt, da ich durch mein Ueberspringen quasi von Allinclusive Urlaub zum Abenteuerurlaub wechsle. Irgendwie war ich darauf nicht vorbereitet. Dementsprechend habe ich an diesem ersten Tag auf dem Berglagsleden ganz starke mentale Schwankungen. Ich koennte heulen, da ich mich so einsam fuehle und gleichzeitig ist es so schoen hier!
Abends komme ich dann ziemlich kaputt am Shelter Söda Brunnsjön an. Welch eine Schöhnheit! Leider fegt der Wind genau rein und ich hoffe das es nicht regnet. Die Nacht ueber bleibt es zum Glueck trocken, aber kalt war es . Ich habe gefroreren wie noch nie. Ich hatte sogar zum ersten mal meine dicke Daunenjacke bis Minus 18 Grad an. Ohne wäre ich erfroren. Nach 1,5 Jahren Dauerbelastung fuer meinen Winterschlafsack von Western Mounteneering (Antelope) ist er definitiv nicht mehr so warm wie am Anfang.
Morgens bin ich extrem demotiviert und beschliesse weiterzuscchlafen. Irgendwann gegen 9 Uhr fruehstuecke ich dann und drei Wanderer kommen um die Ecke. Ich bin ehrlich ziemlich ueberrascht. Ich sehe quasi nie andere Wanderer. Freue mich aber auch sehr mal mit jemanden etwas mehr reden zu können. Es wird ein nettes Fruestueck und ich bin wieder besser drauf. Das ändert sich aber 5 Minuten nach meinem Aufbruch wo ich Knöcheltief im Moorwasser stehe. Warum habe ich meine Wasserfesten Socken nach Gädedde geschickt? Achja, weil man sie ja erst ab da braucht. Ich Idiot! Von den Wanderern bekomme ich den Tip das in Uskavi das Cafe offen hätte. Ich sage da noch ganz lax, ich gehe nie essen. Etwa 1,5 Stunden später sitze ich beim Kartoffelsalat und Hähnchenbuffet mit allem Drum und Dran am Tisch und schlemme. Fuer 11 Euro Buffetpreis konnte ich nicht wiederstehen. Neben einem vollen Magen mit normalen und wirklich gutem Essen. Meine Motivation steigt unermesslich. Ich fuehle mich wieder richtig gut. Es ist auch etwas besonderes das dass Cafe offen ist. Es ist das Wochenende nach dem Schwedischen Nationalfeiertag, deshalb ist es offen.
Da ich den Morgen "verschlafen" hatte, nahm ich eine Abkuerzung nach Nyberget. Ich wollte das Shelter dort unbedingt erreichen. Auf dem offiziellen Weg hätte ich das aber nicht mehr geschafft. Es stellte sich aber heraus das meine Abkuerzung und der offizielle Weg so ziemlich beide ueber Forststrassen fuehren, zumindest den Teil den ich einsehehn konnte. Daher grämte ich mich nicht und kam gluecklich in Nyberget an. Dort am Vandrarhem fuellte ich Wasser auf und wurde sogar gefragt ob ich irgebndwas bräuchte. Ich freute mich sehr uber diese Frage und verneinte. Happy schlenderte ich zum Shelter. Leider blies auch hier der Wind ordentlich rein. Zum Glueck gab es hier eine einfache und geniale Lösung. Jemand hatte eine Decke dortgelassen, welche ich an den Nägeln aufhing. Dadurch war es im Shelter Stockdunkel, aber eben auch mega warm. Das ist bis jetzt eindeutig, das schoenste Shelter von allen. Das ist fuer mich Skandinavien pur. Wasser, Kiefern, Stille, Feuer.
Dadurch das ich im Cafe schlemmen durfte, ueberlegte ich den Einkauf in Kopparberg zu ueberspringen und schnell weiterzuwandern bis Smedjebacken. Ein paar Stunden lang fand ich diesen Plan geradezu genial. Ich waere schneller unterwegs, mehr Kilomter. Im Naturschutzgebiet Kindlahöjden grämte ich mich dann das ich nicht auf den Aussichtsturm gehen konnte, denn ich hatte ja keine Zeit. Bis mir dann aufging das ich ja einfach doch in Kopparberg einkaufen gehen kann. Anstatt schneller zu wandern, mache ich einfach langsamer. Es hat sich gelohnt. Eine der weniger Fernblicke und jeden Höhenmeter wert!
Ab jetzt ist der "Thruhike" vorbei, und ich gehe einfach nur noch wandern!
Dabei geht es mir auch nicht darum rumzugammeln und mega langsam voranzukommen. Ich möchte nur einfach das Gefuehl haben ich kann jeden Weg nehmen, ohne Abkuerzungen einzubauen, jede Pause so lange machen wie ich will, ohne auf die Uhr zu schauen. Daher beschloss ich den Tag fueher am Myggsjön ausklingen zu lassen. Ich war so frueh da das ich zu viel Zeit hatte, dadurch gruebelte ich viel. Oh man, kann mal bitte jemand diesen Kopf abschalten? Nicht zu schnell, dann bin ich gestresst. aber auch nicht zu langsam, dann gehts das Kopfkino los. Gibt es auch normal bei mir?
In Kloten sollte der Berglagsleden enden. Eigentlich wollte ich von dort aus weiter gen Norden, Richtung Smedjebacken. Ab jetzt ist die Strecke aber eher ein Mix aus allem. Kein so richtiger Wanderweg. Unter anderem sollte ich 20 Kilometer unter einer Stromleitung langwandern. Eine abgeholzte Schnur durch den Wald. Deshalb war ich nun wirklich nicht hier. Daher beschloss ich stattdessen den Malingsbo-Kloten-Rundan Richtung Osten zu gehen. Von dort aus faehrtt ein Bus nach Leksand.
Leksand
Und ich ging nochmal stark in mich. Will ich das hier wirklich durchziehen? Ja, ich will! Es ist zwar kein Thruhike mehr, und ich werde definitiv weniger Kilomter laufen als gedacht, aber das macht nichts. Es kommt darauf an einfach wieterzumachen und jeden Tag zu geniessen. Wann werde ich wieder ueber 3 Monate Zeit haben in Schweden zu wandern? Keine Ahnung, vielleicht nie. Deshlab muss ich meine Zeit hier nutzen. Ich muss MEIN LEBEN nutzen. "Nur" weil ich mich etwas einsam fuehle, kann ich so eine einmalige Chance nicht einfach hinschmeissen! Schwedisch Fjäll, ich komme!