Finnland - Pogostan Kierros

Ilomantsi Loop - Pogostan Kierros - ca. 100km 


 
August 2024, 7 Tage
 


Nachdem wir dank der extravaganten Fahrweise des Busfahres aus dem Bus gestolpert sind, musste ich mich erstmal erholen und tief durchatmen. Mein Mantra: Nicht kotzen, nicht kotzen, nicht kotzen. Währenddessen versuchte Torben denjenigen zu bezahlen der mein Busticket bezahlt hat. Dank ausgefallener Technik im Bus konnte ich nämlich nicht mit Karte bezahlen. Dieser hielt uns dann noch einen ausgiebigen Vortrag ueber seinen Alkoholismus und wie er zu Jesus fand. Darueber hat Torben ganz vergessen seine Trekkingstoecke aus dem Bus zu holen. Leider hat er es erst gemerkt als dieser schon weg war. Ohne Stoecke gehen ist keine Option, weshalb es zum einzigen Outdoorshop in der Stadt/ Dorfes rennt. Tatsächlich wird er fuer 30 Euro fuendig und unsere Wanderung kann beginnen. 




Wir wollen noch im S-Market einkaufen und fragen erstmal ob wir unsere Handys während des Einkaufs anschliesen duerfen. Duerfen wir NICHT. Mir klappt die Kinnlade runter, so schockiert bin ich. Ich bin gerade 3 Monate durch Schweden gewandert und durfte wirklich immer im Supermarkt aufladen. Sauer und Fassungslos verlasse ich den Laden und wir gehen zur Konkurrenz, dem K-Market.  Dort duerfen wir laden und kaufen fuer ueber 100 Euro und 8 Tage Essen ein. Leider ist die Auswahl sehr uebersichtlich, was mich noch wuetender macht, denn der S-Market war sehr gross und gut sortiert. 
 



Mit vollen Rucksäcken beschliessen wir spontan noch zum ersten Shelter zu gehen, Hiislampi. Es sind fast 8 Kilometer und am Anfang erwartungsgemäss noch viel Strasse. Wir verstecken eine Gaskartusche im Busch und verschwinden dann in den Wald. Die Muecken fallen etwas ueber uns her, aber wir sind beide mega happy. Der Wald umschliesst uns bald ueppig und wir wandern im schoensten Licht. Am Hiislampi angekommen bauen wir schnell das Zelt auf und ziehen die Regensachen als Mueckenschutz an. Zum Glueck kommen wir an das Wasser ran. Es ist zwar schon fast 22 Uhr, aber wir beschliessen die Angel nochmal ins Wasser zu werfen, haben aber kein Glueck. Es ist meine erste Angellektion. Diesmal schaue ich nur zu und staune. Gluecklich und satt verkriechen wir uns im Bett. 

 




Der morgen beginnt fuer mich Bombe. Ich bekomme Kaffee ans Zelt serviert. Besser kann der Tag nicht werden. Die Sonne lacht und wir kommen spät los. Aktuell gehen wir den Taitajan Taival Richtung Nationalpark Petkäljärvi. Der Weg dorthin fuehrt durch allerschoensten Wald und viel Wasser. Zur Mittagspause entdecken wir einen wunderschoenen See mit kleinen Strand und beschliessen die Pause. Dann holen wir noch die Angel raus und auch ich starte meinen ersten Angelversuch. Nach kurzer Zeit habe ich einen kleinen Barsch an der Angel. Ich habe Nullkommanull Ahnung was ich machen soll, weshalb ich nach Torben rufe. Der greift sich den Fisch und hackt ihn ab. Ich bin noch unentschlossen ob wir den Fisch behalten wollen/ sollen. Er ist so klein und ich will ihn nicht tod sehen. Bevor ich mich entscheiden kann entkommt er und verschwindet auf Nimmer wiedersehen. Ich versuche mein Glueck weiter, aber nichts beisst mehr. Nur die Angel bleibt ein paarmal irgendwo hängen. Am Abend erreichen wir das Shelter Keltasilmä, welches an der Nationalparkgrenze liegt. Wir haben nicht viele Kilometer gemacht, beschliessen trotzdem hierzubleiben, da es so verdammt schoen ist. Es ist einer dieser Orte (von denen es verdammt viele in Finnland gibt), wo wir uns fragen warum man woanders Urlaub machen will als in Finnland. Es gibt sogar eine Bank, welch ein Hiker-Luxus. Torben wirft die Angel aus, während ich essen mache. Dann kommt noch ein Prachttaucherpärchen vorbeigeschwommen, ganz ungeniert. Ein herrlicher Tag geht zuende.

 

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Wir versuchen heute etwas frueher loszukommen, was natuerlich nicht klappt. Schon alleine weil das Prachttaucherpärchen beschliesst so nah ranzukommen, das man es ohne Fernglas extrem gut erkennt. Was fuer schoene Tiere. Und sie haben sogar ein Junges dabei. Nach 3 Kilometern wandern erreichen wir gegen 11 Uhr das Nationalpark Cafe und goennen uns einen Teller mit Ofengemuese und Fischbulletten. Ich nutze das Badezimmer um meine Guertelrosenwunde neu zu versorgen und bekomme fast einen Schreianfall. Das Ding ist groesser und irgendwie auch ekliger geworden. Ich hatte zwar nicht unbedingt mit einer starken Verbesserung gerechnet, aber nun auch nicht mit einer Verschlechterung. Wieder im Wald bekomme ich erstmal einen Heulanfall. Irgendwann bekomme ich mich wieder in den Griff. Ich kann es nicht ändern. Ich nehme die Tabletten weiter und fertig ist. Baden ist ab jetzt aus Hygienegruende fuer mich gestrichen. Und das bei 24 Grad und Sonnenschein satt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. 





Auf herrlichsten Waldwegen wandern wir durch den Nationalpark und erspähen irgendwann ein Feuer auf einer Insel. Als wir noch ueberlegen den Notruf zu wählen, sehen wir schon das Feuerwehauto vor Ort. Ab dann wir es auch richtig hässlich. Richtung Möhkö gehen wir viele kleine Strassen, zum Schluss sogar die grosse. Dort soll es einen Minimarkt geben. Wir navigieren direkt daraufzu und Fragen die Frau vor Ort. Die weiss davon nix. Super. Im Internet stand es gebe ihn. Gut das ich mich nicht wirklich drauf verlassen habe, denn der Ort besteht aus 8 Häusern oder so. Das kam mir von Anfang an komisch vor. Am Museum im Ort duerfen wir Leitungswasser auffuellen und wollen uns vor dem drohenden Regen ins ansässige Shelter fluechten. Dies ist leider belegt, weshalb wir einfach weiterwandern. Wir sind beide mega KO und jetzt kommt eine längere Strecke ohne Wasser. Nach sehr langer Suche finden wir am späten Abend einen Zeltplatz an der Strasse, kein Highlight, aber zweckmässig. Als das Zelt aufgebaut ist fängt es wie auf Knopfdruck an zu regnen. Ich stelle den Topf an die Zeltwand, so haben wir fuer morgen frueh Wasser. 





 
Am nächsten Morgen koennenm wir die frisch geplueckten Himbeeren von gestern im Porridge geniessen, neben Blaubeeren. Dies ist bisher unsere morgendliche Routine. Wir finden den ganzen Tag ueber so viele Blaubeeren, das wir uns davon theoretisch ernähren koennten. Wuerde eine zu grosse Menge nicht irgendwann Durchfall verursachen. Wir packen das nasse Zelt ein und brechen auf. Nun sind wir auf dem Susitaival Trail und in 10 Kilometern soll unsere erste Autiotupa kommen. Der Weg wird wieder richtig schoen und das Wetter spielt mit. Wir finden viele Beeren und geniessen die Ausblicke aufs Wasser. Es ist ueberall so ruhig hier. Oft ist es so das man das erst wieder so richtig wahrnimmt wenn man sich wieder in einer lauten und hektischen Umgebung aufhält. An der Pohjoisen Wilderness Hut (Autiotupa) kommen wir am fruehen Nachmittag an und machen erstmal Mittag. 




Wir lieben diesen Ort von Beginn an und werfen auch gleich die Angel aus. Ich angel 1 Stunde, mitten im Regen. Denn ich habe gelernt, Fische mögen schlechtes Wetter und beissen dann besonders gut. Irgendwann kommt noch Jakkoo vorbei und unterhält sich mit uns. Als ich dann mal ne Angelpause brauche und an Torben uebergebe gehe ich in die Huette um meinen Brotteig fuer den Abend anzusetzen. Ich bin wirklich gerade erst in die Huette rein und schon hoere ich Geschrei vom See. Es ist ein Fisch an der Angel - und was fuer einer. Ich renne zum Ufer und erblicke einen bestimmt 50 cm langen Hecht auf dem Gras. Torben hackt ihn ab und dann schlägt er ihn zur Betäubung auf den Kopf, dann der Kiemenschnitt. Ich kann wirklich nicht hinschauen und wende mich ab. Wie er das schafft ist mir ein Rätsel. Er hat die Situation aber komplett und souverän im Griff und ich bin wirklich froh darum. 
 




Abends kommen noch zwei waschechte Finnen vorbei mit extrem schweren Rucksäcken. Sie sind fix und fertig aber eine sehr ruhige und angenehme Gesellschaft. Der eine leitet mich dann auch sofort an wie ich den Fisch auszunehmen habe. Danach schneide ich Filets. Da ich noch meinen Brotteig habe, bin ich den ganzen Tag damit beschäftigt mich ums Essen zu kuemmern. Den Teig will ich in zwei Töpfen direkt uebern Feuer backen. Leider ist die Glut noch zu heiss und ich verbrenne das Brot, wodurch es wirklich ungeniessbar schwarz wird. Ich bin froh das ich einen Teil abgenommen habe, in weiser Vorrausicht. Diesen brate ich in der Pfanne und wir haben wirklich nie besseres Brot gegessen. Ein Gedicht. Dazu gibt es Hechtfilets an Reis mit Parmesan. Es koennte uns schlechter bgehen.




 
Am nächsten morgen beschliessen wir eine Nacht zu verlängern. Torben angelt seinen zweiten Hecht und ich bin etwas angesäuert. Ich stehe stundenlang am Wasser und fange nix. Er hält die Angel 3 Minuten rein und schon hängt ein 45 cm grosser Hecht dran - zum 2.ten mal!  Aber meine Angelstunde kommt noch. Ich freue mich dann einfach ueber seinen Angelerfolg, Es soll ja auch nicht zu meinem Nachteil sein ;-) Diesmal beschliessen wir uns an eine andere Zubereitungswerise ranzuwagen, wir wollen den Fisch uebern Feuer, auf einem Stock grillen. Stunden später geniessen wir das Ergebnis mit Blick auf den See und sind mega zufrieden. Definitiv leckerer als die Filets. Man muss nur aufpassen das es nicht zu trocken wird. 1,5 Stunden uebern Fuer sind schon etwas lang gewesen. 



Wir haben die Huette und den Platz den ganzen Tag und kommende Nacht fuer uns alleine. Am Nachmittgag gehen wir noch Beerensammeln und sind mit bestimmt 1,5 kg sehrt erfolgreich. Es gibt sie nicht ueberall, deshalb muss man sich einen guten Platz suchen. Dort stehen sie aber so dicht, das man schnell eine beträchtliche Menge zusammenbekommt. 


 
Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Särkäjärven Autiotupa. Generell befinden wir uns hier an der Finnisch Russischen Grenze in einem Bärengebiet. Wir hoffen beide inständig einen zu sehen. Natuerlich wuerden wir uns auch sehr ueber ausreichend Abstand freuen. Irgendwann an einer kleinen Strasse kommen wir dann an einem Schild vorbei, was man nicht uebersetzen kann. Wir tippen auf einen Eigennamen und in Kombination mit dem Bärenbild gehen wir von eine Anfuetterungsastation aus. Ich finde das ueberhautp nicht gut, aus sehr vielen Gruenden -  die ich jetzt nicht aufzählen werde. Als wir dann noch ungefähr 1 Kilometer von der potenaziellén Station tiefe Bärenabdruecke im Moos sehen und uns dann durch dichten Wald schlagen muessen, kommen mir Zweifel. Wenn wir den Bären jetzt sehen, steht er wahrscheinlich direkt vor mir, so dicht ist der Wald hier. 





An der Autiotupa bin ich froh erstmal doch noch keinen gesehen zu haben. Auch dieser Ort ist wieder so wunderschoen. Wir machen eine lange Mittagspause und bereiten unser Kilogramm Pfifferlinge zu, welche wir heute im Laufe des Tages gefunden haben. vDie Pfanne mitzunehmen hat sicxh jetzt schon gelohnt!  Pfifferlinge mit Reis und Parmesan - ein Traum! Mitten im Essen kommt dann ein etwas extravagant aussehender Wanderer vorbei. Und wenn ich das sage, will das was heissen, denn wir sehen mit unseren Wanderklamotten auch etwas gewöhnungbeduerftig aus. Er erklärt uns erstmal lang uns breit das dies hier ein Wanderweg sei. Wir schauen ihn beide an und nicken. "Das wissen wir, denn wir wandern auch hier". Dabei blicken wir auf unsere Rucksäcke, die direkt neben uns stehen. Wir sind etwas verwirrt von dieser Begegnung. Er nutzt dann unser Restfeuer fuer sein Essen. Er hat einen ultraleichten und ultrakleinen Titantopf dabei uns versucht Nudeln zu kochen. Sie kochen ständig ueber und er steht und hält den Topf kontinuerlich an einem Stock ins Feuer, dann wieder raus, dann wieder rein. Das ganze geht gefuehlt Ewigkeiten. Ich frage mich warum er nicht einfach den grossen Topf genommen hat der neben ihm steht, dann hätten die Nudeln sich von alleine gekocht. 




Gestärkt packen wir zusammen und hoffen das wir nicht den selben Weg gehen, denn dann sehen wir uns bestimmt gleich wieder. Unser Bedarf komische Leute zu treffen ist fuer heute erstmal gedeckt. Nach etwa 8 Kilometern erreichen wir dann das Ölkönlampi. Dort gibt es wieder Pilze, diesmal Butter- und Steinpilze zu Thunfisch an Knäckebrot. Auch ziemlich gut. Satt fallen wir ins Bett. Der nächste morgen beginnt hart fuer mich. Um hier Wasser holen zu koennen muss man 100 Meter quer durch den Wald zum See. Ich musste mich regelrecht durchschlagen um ihn zu erreichen, aber kein Wasser ist keine Option.



 
Ab hier wird die Etappe zugegeben nicht mehr so schoen. Es gibt immer wieder noch schoene Abschnitte, aber eher wenig. Wir gehen häufig auf kleinen Strässchen und durch bewirtschaftetet Wald und Siedlungen. Wir muessen etwa 16 Kilometer bis zum Koitajoki Fluss, weshalb wir 3,5 Liter Wasser zusammen mitnehmen. Es ist so heiss das es vielleicht etwas wenig ist. Irgendwann bin ich auch so erschoepft das ich mitten auf dem Weg stehend beschliesse - ich mache genau hier eine Pause. Angeblich 24 Grad, fuehlt sich aber an wie mindestens 30 an, mit Sonne satt. Ich liege direkt neben den Blaubeeren, sodass der Nachtisch auch schon sicher ist. Nach etwa 20 Kilometern erreichen wir das Shelter direkt am Fluss und Essen noch Linsen mit Parmesan und Wraps. Auch eine ziemlich gute Kombination. Der restliche Weg nach Ilomantsi gehen wir viel Strasse.




 
Zusammenfassend war es eine wirklich sehr schoene Runde. Natuerlich nicht ueberall, aber sehr häufig. Die Singeltrail Dichte ist schon sehr hoch mit geschätzten 70 Prozent. Wir hatten einen sehr abwechslungsreichen Wald und viele Seen. Die Lagerplätzte waren immer traumhaft schön. Anderen Wanderern sind wir nur selten begegnet. Wir haben jeden Tag bestimmt 1 Kilogramm Blau- und Preiselbeeren gepflueckt. Ab und an Him- und Johannesbeeren.