Finnland - Karhunpolku/ Petranpolku Teil 2

Start: 27.08.2024, Ruunantie am Lieksanjoki
Ende: 05.09.2024, Strasse 75 zwischen Kuhmo und Nurmes

 
Karhunkierros/ Petranpolku
 
83km / 900 Höhenmeter
 
Am morgen werden wir von der netten Mitarbeiterin aus dem Ruuna Center um Punkt halb 8 Uhr vom Supermarkt Parkplatz abgeholt. Sie hatte sich angeboten uns wieder zurueckzufahren, auf ihrem Arbeitsweg. Das Angebot nehmen wir sehr gerne an, denn sonst hätten wir uns ein Taxi bestellen muessen. Die Wahrscheinlichkeit dorthin trampen zu koennen ist sehr gering. Mit viel Zeit und Durchhaltevermögen wohl möglich, aber wir wollten ungern 2 Tage auf eine Mitfahrgelegeneheit hoffen. So sind wir schon um 8 Uhr unterwegs auf dem Karhunkierros. Eigentlich wollten wir noch nen Kaffee trinken als sie uns am Lieksanjoki rauslässt, aber es ist wirklich verdammt kalt, weshalb wir beschliessen das ausfallen zu lassen und uns stattdessen warmgehen. Etwa 3 Stunden später stehen wir auch schon an unserem Shelter fuer den Tag. Wir lassen es wieder mal langsam angehen und holen hier den Ruhetag nach. Da wir in Lieksa keine Zeit fuer irgendwas hatten, ausser einkaufen. Dort hatten wir auch auf dem Campingplatz schlafen muessen, da die Zeit nicht gereicht hätte die elektronischen Geräte in der Bibliothek aufzuladen. Hier sizten wir im warmen Laavu, das Feuer prasselnd vor uns uns schluerfen Kaffee mit Tolino in der Hand. Später unternehmen wir noch eine kleine Wanderung zum anderen Shelter in der Nähe, koennen es aber nicht finden. Stattdessen kehren wir mit Beeren fuers morgige Fruehstueck zurueck. Zum Abendbrot gibt es die Pfifferlinge vom Hexenring, welchen wir unterwegs gefunden haben. 


 




Eigentlich wollten wir am nächsten Tag nur weiter zum Shelter Pillonen. Der angrenzende See lädt zum angeln ein. Als wir da aber unser Mittagessen verspeisen kommt eine Frau mit kleinem Kind vorgefahren und auf uns zu. Sie teilt uns mit das heute abend 2 ihrer Kinder auch hierherkommern und hier zelten werden. Daraufhin verschwand sie wieder so schnell wie sie gekommen war. Da wir keine Lust auf abendliche Gesellschaft hatten, gingen wir dann doch noch weiter zum Alaska Laavu. Als wir dort ankamen waren wir relativ ueberascht das dort niemand war. Irgtendwie hatten wir mit den Kindern gerechnet. Eine Stunde später kamen dann zwei Gestalten mit Hund in Sicht. Man hoerte sie bevor man sie sah. Sie benutzten gefuehlt 30 Minuten lang das Klo und telefonierten lautstark daneben. Uns war nicht so ganz klar ob sie jetzt bleiben oder doch noch weitergehen. Zum Glueck machten sie sich irgenwann auf, in die Richtung aus der wir kamen. So konnten wir noch die schoene Ruhe und den Wald geniessen. Uns ist auch noch nicht so ganz klar wie wir jemals wieder in einer lauten Umgebung schlafen können. Wir geniessen diese absolute Ruhe hier so sehr: keine Flugzeuge, kein Autolärm, keine schreinenden oder lauten Menschen (meist zumindest nicht). Nur die Geräusche des Waldes und des Wassers. Wir koennten diese Art der Wanderung ewig machen.


 
Am nächsten Tag kamen wir dann an zwei grossen Seen ( Änakainen/ Saarijärvi) vorbei. Wir beide liefen an diesem Tag wirklich auf dem Zahnfleisch. Wir schleppten uns durch den Wald und nach 11 Kilometer sind wir am Anakainen regelrecht zusammengebrochen. Ich noch etwas mehr als Torben. Ich brauchte 3 Stunden um nur annährend an weitergehen zu denken. Ich war selbst zu KO fuers Feuer und wollte auf Gas kochen. Torben raffte sich aber auf und machte uns noch Feuer. Nach dem Mittag lag ich dann einfach nur auf dem Boden und existierte. Generell hat uns der Abschnitt nicht extrem gut gefallen, da dies schon wieder (wie in Ruuna) irgendwelche reglementierten Angelteiche waren. Uns ist das Freie lieber, da brauchen wir keinen reingesetzten Fisch, wir fangen auch so was. Und wenn nicht, dann sollte es so sein uns ist auch gut so. Nachmittags schleppten wir uns dann zum nächsten Laavu.






 Eigentlich wollten wir erst am nächsten Tag einen Tag Pause machen, aber wir waren so geschafft das wir 2 Nächte blieben. Der Platz am Jongunjoki war aber auch so traumhaft schoen, das uns dies leicht viel. Wir angelten und schliefen viel. Torben musste mehrmals den Köder retten und dafuer in den eisigen Fluss. Einmal fast 30 Minuten lang, sodass ihm danach so kalt war, das ich mir schon leichte Sorgen machte. Wir packten ihn in meine dicke Daunenjacke ein und er setzte sich ans Feuer, in der Hand eine heisse Schokolade. Nach 2 Stunden ging es ihm zum Glueck besser. Als ich den Köder retten musste, hatte ich Glueck. Ich musste nur Potief rein und war schnell wieder draussen. Aber seiner hatte sich so extrem verhackt das er bis zum Kinn im Wasser stand. Tauchen war keine Option, da soviele tote Äste unter Wasser ziemlich gefährlich sind, sollte er hängenbleiben oder einen ins Auge bekommen. Leider hat kein Fisch angebissen. Aber von meinem Lieblingsköder wurde der Schwanz abgebissen. 


 
Am nächsten morgen sind wir aufgrund eines drohenden Gewittern mit einer Regenwarnung extrem frueh aufgebrochen. So wanderten wir schon um 7 Uhr los um kurz vor Mittag an der Autiotupa Valamanjoki anzukommen. Im nachhinein haben wir durch das Gästebuch realisiert das wir etwa 5 Kilomter vorher an einer Sauna vorbeikamen, leider ohne es zu wissen. Fuers nächste mal! Die Autiotupa war toll, aber der Platz drum herum hat uns nicht extrem gut gefallen. Es waren super viele Bäume entwurzelt und das Wasser im Fluss war niedrig und stank. Wir blieben trotzdem, was sich auch als klug erwies, denn am Nachmittag schuettete es ordentlich. An diesem Tag hatten wir auch zum ersten mal den falschen Pfifferling gefunden. Gluecklicherweise auch den echten. Wir hatten immer angst die beiden zu verwechseln. Aber nachdem wir jetzt beide im Vergleich gesehen haben, finden wir die Verwechslungsgefahr hält sich gegen Null. Wenn man sich etwas mit dem Echten Pfifferling beschäftigt, dann ist es ziemlich eindeutig wann man den echten oder eben den falschen vor sich hat.





 Am letzten Shelter hatte ich auch meine Matte (Thermarest Neo Air) repariert, so dachte ich zumindest, denn ich lag jetzt auf einer platten Version der Matte. So ganz verstehe ich das Problem nicht, denn der Flicken sitzt bombenfest. Da ich keinen weiteren habe, beschliesse ich dies stoisch bis zum Rest der Wanderung zu ertragen. Sind ja nur noch 7 Nächte.... Als Torben aber etwas frueher aufsteht um den Kaffee vorzubereiten nutze ich die Chance und muckel mich noch etwas auf seine aufgeblasene Matte. Diese können wir wirklich empfhelen - (alles selbst bezahlt!). Wir haben die Exped Sim 3,8 seit ueber 1,5 Jahren im DAUEREINSATZ und hatten NIE ein Loch oder ein anderens Problem. Dafuer ist sie halt etwas schwerer und groesser.




 
Am Aittokosken Kota Laavu machen wir dann Mittags einen Boxenstop mit Angeln. Der Jongunjoki prescht mit Stromschnellen auf uns zu, hat dann aber einen schoenen Pool geschaffen. Dort angeln wir auch glatt einen kleinen Barsch heraus. Wir nehmen ihn mit, da wir ihn heute abend essen wollen. Der weitere Weg ist ein absoluter Wandertraum. Der Wald wechselt so häufig sein Gesicht und es ist eine Wonne hier wandern zu duerfen. Unser abendliches Ziel ist die Autiotupa Otrosjoen. 




Dort angekommen erspähen wir zwei Gebäude. Und tatsächlich, eins davon ist wieder eine Sauna. Der Platz liegt herrlich am Jongunjoki und ich beschliesse und noch ein paar Barsche fuers Abendbrot zu angeln, während Torben die Sauna anheizt. Da es schon spät ist, bin ich komplett auf mich allein gestellt. Und ich ziehe tatsächlich einen Barsch heraus. Da Torben beschäftigt ist, nehme ich alles selbst in die Hand. Ich ziehe den Fisch mit der Angel heraus und er rutscht unter einen Stein. Ich drehe etwas durch als ich das begreife, denn ich komme kaum an ihn ran und er zappelt verständlicherweise wie verrueckt. Endlich erwische ich ihn und betäube ihn gleich. Ich setze das Messer an und schneide im durch die Kiemen und Kehle. Sofort renne ich zu Torben und frage ob ich alles richtig gemacht habe, zum Glueck bejaht er. Während der Fisch ausblutet ziehe ich noch 2 weitere Barsche an Land und dann kann die Sauna beginnen.



 Danach braten wir uns schon im dunkeln die Fische in der vorhandenen Pfanne auf dem Feuer. Leider verschluckt Torben sich an einer Gräte. Ich nehme an es wird etwas dauern bis er wieder Fisch essen wird... Wir legen hier einen Restday ein und ich mache wieder Brot und suesse Teilchen. Wir lesen und stricken viel oder liegen im Zelt. Es geht nochmal in die Sauna oder es wird einfach nur aufs Wasser gestarrt. Eine extremst befriedigende Beschäftigung hier. 




 
An der Strasse Lieksantie am nächsten Tag muessen wir dann vom Karhunpolku auf den Petranpolku wechseln. Laut Karte soll sich dieser Weg nahtlos auf der anderen Strassenseite anschliessen. Wir suchen und suchen und suchen. Finden aber nix. Dann beschliessen wir ein Stueck die Strasse gen Osten zu gehen um dann wieder nach Westen abzubiegen und HOFFENTLICH auf den Weg zu treffen. Torben fuehrt uns sehr gut und entdeckt ihn auch gleich. Ich versuche zweimal hinzuschauen, denn ich sehe den Weg nicht sofort. Der Weg ist nämlich nur noch im besten Falle als Tierpfad zu bezeichnen.





 Aber wenigstens existiert die theoretische Markierung noch. Kurz vorm Shelter Siltakoski machen wir Pause an einer Bruecke, direkt am Fluss Jongunjoki. Wir essen unsere Reste, somit schmelzen wir Schoki und verruehren sie mit etwas Tahini auf dem Wrap. Ein kulinarisches Highlight. Als wir das Shelter passieren, stehen wir vor den verkohlten Ueberresten eines Shelters. Leider zeigen selbst die Wegweiser noch das Shelter aus, wobei auch die zugegeben schon bessere Zeiten erlebt haben. Im Naturschutzgebiet Jonkerinsalon Hiidenportti beschliessen wir den Tag am Kangasjärvi Lean to. Der Weg dahin war sehr bergig. Unter anderen sind wir an einer richtig schoenen Schlucht vorbeigekommen. Der Weg an sich ist immer noch nicht mehr als ein Tierpfad. Wir verschmelzen mit dem Wald. Anfangs etwas gewöhnungsbeduerftig, gefällt uns das bald sehr. Am Shelter beschliesse ich nackt und euphorisch das Boot dort mal kurz auszuleihen um eine kleine Runde im See zu paddeln. Ich hatte es schon im Wasser und sass drin, bereit fuer meinen Mini-Ausflug, als Wasser einbrach. Anscheinend braucht man einen Bootsstöpsel um nicht vollzulaufen. Ich bin etwas traurig das meine grosse Seefahtkarriere ein so jähes Ende nimmt. Begnuege mich dann aber mit dem Bad im See und einem späten Kaffeee am Shelter. Ausnahmsweise ist das Shelter auch so hoch, das Torben das Zelt drin aufstellen kann. Angesichts der nicht vorhandenen Möglichkeit das Zelt draussen aufzustellen, ein Gluecksgriff.





 
Und dann bricht er an, unser letzter Wandertag. Nach fast 4 Wochen in diesem wunderschoenen Fleckchen Erde, fuehlen wir uns bereit fuer neue Wege und Abenteuer. Aber wir schauen auch etwas wehmuetig auf die hinter uns liegende Zeit. Wir haben Finnland noch mehr in unser Herz geschlossen und wissen: wir kommen wieder!  Auch hier ist ein ausgezeichnetes Shelter wieder einmal nicht vorhanden. Der Petranpolku scheint nicht so gut ausgebaut zu sein wie der Karhunkierros. Gewartet scheint er auch nicht zu werden. Wir brechen ständig auf den morschen Duckboard ein. Das einzig stabile ist die vorhandene Wegmarkierung. Wir hoffen abends das letzte Shelter wirklich vorzufinden und wir haben Glueck. Am Kaivoslampi erwartet uns unser Zuhause fuer die Nacht. Auf dem Weg hierher waren wir beide auch wieder so extrem KO, das es schon fast angst macht. Ich bin mittlerweile ziemlich sicher das ich diese körperliche Situation auf den immensen Zuckerkonsum schieben kann. Diesen haben wir Kiloweise auf dieser Wanderung verdrueckt. Kurzzeitig bekommen wir Energie, und dann fallen wir plötzlich in uns zusammen, wie ein Kartenhaus. Die einfachsten und leichtesten Bewegungen brauchen dann soooo viel Energie. Wir kommen uns um 20 Jahre älter vor. Fazit fuer die nächste Wanderung: mehr Nuesse, weniger Zucker als Snack. 






 
Der letzte morgen bricht an, die letzten 6 Kilometer bis zur Strasse. Wir stehen extra frueh auf, denn wir muessen rechtzeitig in Joensuu sein. Und da wir wieder mal aufs trampen angewiesen sind, muessen wir vom Schlimmsten ausgehen. Wir stehen an der Strasse zwischen Kuhmo und Nurmes, und ich halte den Daumen raus. Dies ist eine stategische Entscheidung, da ich als Frau wohl auf den ersten Blick immer unbedrohlicher wirke als ein Mann. Nicht das wir beide böse Absichten hätten, aber die Leute kennen uns ja nicht. 20 Minuten später sitzen wir im Auto und brausen dem 50 Kilometer entfernten Nurmes entgegen. Die Landschaft fliegt nur so an uns vorbei. In Nurmes werden wir direkt am Bahnhof rausgelassen. Wir bedanken uns ueberschwenglich und gehen erstmal zum Supermarkt. Dort finde ich eine Toilette ( die ich wahrschlich unerlaubterweise) benutze. Ich wasche meine Haare und Kleidung, Torben rasiert sich. Wir machen uns auf zum Strand und essen dort Mittag. Entdecken eine Dusche und gehen nochmal Duschen. 3 Stunden später sitzen wir im Zug nach Joensuu und kommen dort noch abends an. Wir holen uns Brot mit Tomaten und Avocadocreme zum Abendbrot und stossen mit Bier an. Später am Abend schlendern wir zum Neubaugebiet Richtung Kuhasalo. Wir schlagen uns in die Wiese direkt neben den Neubauten und bauen unser Zelt auf. Etwa 10 Fussminuten von der Innenstadt entfernt schlafen wir ein.